Förderung des Kindes mittels Kampfkunst – mit dem Ziel, ein Gerüst für’s Leben zu schaffen
»Die größte Aufgabe der Eltern bei der Erziehung eines Kindes ist es, eine stabile Basis für das Leben zu schaffen.«
Wir können kein Kind ewig schützen. Irgendwann wird der Mensch mit Problemen konfrontiert. Irgendwann wird das Kind selber über seinen Weg entscheiden wollen und müssen. Die Frage ist, wie fördert man Kinder und Jugendliche bei der Entwicklung zu mental-stabilen und empathischen Persönlichkeiten – mithilfe des Kampfkunst-Trainings.
Meiner Meinung nach braucht die Basis für die Entwicklung eines Kindes zwei »Standbeine«. Das erste Standbein steht für Yang (innen/weich) und das zweite für Yin (außen/hart). Es geht um Ausgewogenheit und die Balance der »Standbeine«.
Betrachten wir folgende Eigenschaftspaare:
- Selbstbewusstsein & Empathie
- Neugierde & Vorsicht
- Bestimmen & Anpassen
- Besitzen & Betrachten
- Sprechen & Zuhören
Hier sollte deutlich werden, dass beide Teile eines Eigenschaftspaares ausgewogen in sich, sowie ausgewogen gegenüber dem anderen sein sollten – um eine stabile Basis für ein bewusstes und gutes Leben zu bilden. Die Verhaltensweisen müssen vorgelebt werden, aber es sollte auch vermittelt werden. Zum Beispiel macht ein selbstbewusster Vater, nur durch Selbstbewusstheit allein, keinen selbstbewussten Sohn.
Im Yang-Standbein sollen vermittelt und entgegengebracht werden:
- Empathie …
- Geduld …
- Umsicht …
- Rücksicht …
- Mitgefühl …
- Demut …
- Zuhören …
Im Yin-Standbein sollen vermittelt und entgegengebracht werden:
- Selbstbewusstsein …
- Durchsetzungsfähigkeit …
- Zielgerichtetes Handeln …
- Mentale Stärke …
- Neugierde …
Eine Gute Kampfkunstschule für Kinder fördert das Yin und das Yang eines Kindes, aber auf eine Weise, dass beide harmonisch zueinander stehen. Es gibt Eltern, die mit viel Liebe das Mitgefühl des Kindes stärken, aber dabei vergessen, den inneren Krieger im Kind, der für das gesunde Selbstbewusstsein wichtig ist, zu stärken.
Mehr Eltern allerdings, die aktiv an der Basis für ihr Kind arbeiten, prägen es andersherum. Da man sich mit dem Ellenbogen in unserer aktuellen westlichen Gesellschaft am besten behauptet, versuchen Sie dem Kind Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit zu vermitteln. Dies kann zu egoistischem, überschätzendem und unsozialem Verhalten führen. Jugendliche scheitern auch oft an solch einem Druck und sie werden zum Gegenteil dessen, was »aus ihnen gemacht« werden sollte: nicht sicherer, sondern unsicherer.
Das Beste, was Eltern schaffen können, ist eine recht ausgewogene Erziehung für das Kind. Das heißt, beide »Standbeine« zu fördern und zu koordinieren, zu einem Körper zu machen. Die Kampfkünste können dies ganz besonders unterstützen und ein Kind mit einem guten Grundgerüst für das Leben ausstatten. Dies gilt auch für Sport, Spiel (draußen mit anderen Kindern) und Bewegung generell. Die seelische Ausgeglichenheit eines Kindes hat auch viel mit seiner körperlichen Ausgeglichenheit zu tun.
»Besonders heutzutage, wo sich viele Kinder wegen TV und PC zu wenig bewegen.«
Viele psychische Krankheiten sind durch körperliche Unterbelastung zu erklären. Auch seelisch richtet ein unkontrollierter Medienkonsum viel Schaden an den Kindern an. Die »modernen« Medien vermitteln den Kindern übermäßig eigennützig und auf eine schädliche Weise ein materialistisches und kaltes Weltbild. Dort sieht man Kinder als Konsumenten und man predigt im Übermaß Konsum. Gute Kampfkunstmeister vermitteln ein anderes Weltbild und können so den Medien etwas entgegensetzen.
Gutes und kindgerechtes Kampfkunst-Training kann so einen großen Beitrag zur Verbesserung der Kindesgesundheit leisten und die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes fördern. Gute Kampfkunstschulen und -Vereine verbessern die psychische und physische Konditionierung der Kinder! Das Kind profitiert als Mensch ein ganzes Leben lang von der Erhaltung der Beweglichkeit und dem Aufbau von Koordination, was jeder guter Kampfkunstunterricht beinhaltet.
Welche Kampfkunst ist für mein Kind geeignet?
Eltern empfehle ich für ihr Kind einen Kampfkunststil, der drei Aspekte beinhaltet:
- Auseinandersetzung
Sollte ab dem geeigneten Alter möglich sein, damit man »fair Verlieren« und »respektvoll Gewinnen« lernt. - Trainingsgeist
Soll die Achtsamkeit, die Gemeinschaft, die Fürsorge und die Disziplin stärken. - Die Fallschule
Dient als Grundausbildung für das ganze Leben. Man lernt dort nicht »nur« Fallen, man lernt auch wieder aufzustehen.
Judo und Aikido erfüllen diese Ansprüche als Kampfkunststil für Kinder zu 100%. Der Unterschied zwischen ihnen liegt besonders in der Herangehensweise an die Auseinandersetzung, dem 1. Punkt. In Judo ist der Sport, der Weg des Wettkampfes, die Herangehensweise. In Aikido geschieht die Auseinandersetzung als ein Spiel – und das entweder miteinander, im Rahmen einer Form, oder gegeneinander, im Rahmen einer Übung. Was besser für das Kind ist, hängt vom Individuum ab. Natürlich sind grundsätzlich auch andere Kampfkunststile für Ihr Kind geeignet.
Egal aber welcher Stil für Ihr Kind infrage kommt, die Kampfkunstschule sollte über eine kompetente Kindersportabteilung verfügen. Informieren Sie sich, welche Angebote es in Ihrer Nähe gibt. Vergleichen Sie die Angebote und besuchen Sie das Probe-Training. Hören Sie auf den Eindruck Ihres Kindes. Am besten gibt es Vergleichsmöglichkeiten, indem man andere Probe-Trainings wahrnimmt. Achten Sie auf den Trainingsgeist, wie oben im Punkt 2. beschrieben. Finden Sie eine Kampfkunstschule mit einem guten Trainingsgeist! Falls nicht, sollten Sie für Ihr Kind in anderen Sportarten weiter suchen.
Der dritte Punkt die Fallschule, liegt in seiner Wichtigkeit weit hinter den ersten beiden. Wenn der Trainingsgeist in der Kinderabteilung für z.B. Karate oder Gong Fu besser ist und das Kind sich dort wohler fühlt, ist davon abzusehen, dass im Judo oder Aikido die Fallschule ausgeprägter trainiert wird. Im Idealfall steht eine gute Fallschule aber dennoch am Beginn einer jeden Budo-Laufbahn. Und darüber hinaus: Falls Ihr Kind einmal das Interesse an den Kampfkünsten verliert, so sind seine Fähigkeiten, schadlos zu fallen und geschickt wieder aufzustehen allgemein sehr nützlich.
Was sollten Eltern für ein gutes und kindgerechtes Training tun?
Sie, als Elternteil, sollten sich für das Training interessieren, das Kind auch öfter (je nach alter auch immer) begleiten und mit dem Übungsleitern den Kontakt halten. Für das Kind muss Hin- und Rückweg organisiert sein. Sprechen Sie mit dem Kind über das Training und die Schule bzw. den Verein. Die Freude des Kindes beim Training und ein sicheres Umfeld sind die wichtigsten Faktoren. Wenn Ihr Kind im Rahmen des Kampfkunst-Trainings an keinem Mannschaftssport oder Ballsport teilnimmt, dann sollte dies meiner Meinung nach extra gefördert werden.
»Mannschaftssport ist eine wichtige Erfahrung – und der Ball ist Magie …«
Ich empfehle übrigens meinen erwachsenen Schülern immer Ballsport, z.B. neben Ling Mu Quan auch Tischtennis zu spielen. Wer auf richtige Weise und gewissenhaft sein Baby fördern möchte, dem empfehle ich: Eltern & Baby-Yoga, E. & B.-Turnen und/oder E. & B.-Schwimmen.
Ein kindgerechtes Ling Mu Quan-Training das in Zusammenarbeit mit Erziehern entwickelt wurde, ist ab 2018 buchbar und ab July 2018 wird es einen Kinderkurs in Krefeld geben. Genaueres wird bald bekannt gegeben…
Ich hoffe, zum wohl der Erde und der Menschheit auf umsichtige, mitfühlende und rücksichtsvolle Generationen, die sich aber auch selbstbewusst, mutig und durchsetzungsfähig zeigen können, wenn es notwendig ist.